Siedel, der

[88] * Der Siedel, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden auch die Siedel, plur. die -n, ein im Hochdeutschen veraltetes Hauptwort. 1. Ein Ort, wo man sitzet, worauf man sitzet, der Sitz; besonders ein Stuhl. Sessel, Sattel, In diesem Verstande ist es noch in einigen Provinzen Ober-Deutschlandes für einen jeden Sitz oder Stuhl üblich. Nieders. Setel. In Obersachsen ist auf dem Lande der Siedel ein Behältniß in Gestalt einer Bank mit einer schmalen Lehne, allerley sogleich aus den Händen zu legen. 2. Ein Wohnhaus auf dem Lande mit den dazu gehörigen Grundstücken, ein Landgut, Landsitz; auch noch im Oberdeutschen. Daher werden noch in vielen Gegenden freye Bauernhöfe, welche keine Frohndienste verrichten dürfen, Siedelhöfe und Sattelhöfe genannt. 3. Der Ort, wo sich ein Ding auf eine dauerhafte Art befindet, der Sitz; auch nur noch im Oberdeutschen. Der Mund ist ein Sidel der versuchenden Kraft der sel, Buch der Natur 1483. Die Siedel des Gehördes ist gegen dem hinderen teyl des Hauptes, eben daselbst.

Anm. Schon im Isidor Sedhal, im Kero Sedalu, bey dem Ottfried u.s.f. Sedal, Gesidele, im Nieders. Setel, im Latein. Sedile. Es stammet vermittelst der Ableitungssylbe -el von dem veralteten seden, sieden her, dessen Intensivum das heutige sitzen ist. Sessel und Sattel sind genau damit verwandt. Die Ableitungen siedeln, seinen dauerhaften Aufenthalt an einem Orte haben, der Siedler, welcher seinen dauerhaften Aufenthalt an einem Orte hat, die Siedeley, ein solcher Ort, sind im Hochdeutschen theils gleichfalls veraltet, theils nur noch in einigen Zusammensetzungen übrig, wohin besonders Einsiedler und Einsiedeley gehören.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 88.
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