Spritzen

[243] Spritzen, verb. reg. welches in doppelter Gestalt üblich ist, in beyden aber nur noch von flüssigen Körpern gebraucht wird.

I. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte seyn. 1. Mit Heftigkeit in kleinen Theilen springen, von flüssigen oder flüssig gemachten Körpern. Der Koth spritzte mir in das Gesicht. Wenn im Hüttenbaue kalte Luft oder Feuchtigkeit zu dem geschmolzenen Metalle kommt, so stehet es auf und spritzet um sich herum. Ehedem gebrauchte man es auch für heftig springen von harten Körpern, von welcher jetzt veralteten Bedeutung Frisch einige Beyspiele anführet. 2. In engerer Bedeutung, mit Heftigkeit und in beträchtlicher Entfernung aus einer Öffnung hervor dringen; gleichfalls nur von flüssigen Körpern, wobey spritzen theils eine größere Gewalt voraus setzt, als springen, theils auch noch den Nebenbegriff hat, daß sich der heraus spritzende Körper in kleine Tropfen zertheilet. Das Blut spritzte aus den Adern, ist mir in das Gesicht, auf die Kleider gespritzt. Das Wasser spritzt aus der Röhre.

II. Als ein Activum, spritzen machen, einen flüssigen oder flüssig gemachten Körper mit Heftigkeit zum Spritzen bringen, in beyden Bedeutungen des Neutrius. Jemanden den Koth in das Gesicht spritzen. Wasser aus dem Munde spritzen. In das Feuer spritzen. Jemanden in den Hals spritzen. S. auch das Spritzen.

Anm. Von einigen wird dieses Wort wider die Aussprache sprützen geschrieben, ob es gleich im Nieders. sprutten lautet; Ital. sprizzare, spruzzare, Schwed. spruta. Es ist eigentlich eine Onomatopöie, welche den Laut ausdruckt, der mit einem heftig heraus dringenden und sich in kleine Tropfen zertheilenden flüssigen Körper verbunden ist, von wovon spratzen, spreitzen, spratzeln u.s.f. bloße Abänderungen sind. Der Form nach ist es ein Intensivum von sprühen, spreiten u.a.m. Übrigens gebrauchen die Niederdeutschen dafür auch ihr scheuten, swirtjen und sputtern, Engl. spatter, spurtle, S. Spützen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 243.
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