Studieren

[469] Studieren, verb. regul. act. & neutr. welches im letzten Falle das Hülfswort haben bekommt. Es ist aus dem Latein. studere entlehnt, und bedeutet: 1. Nachsinnen, die Art und Weise eines Dinges zu erforschen oder zu erkennen suchen. Auf etwas studieren, es zu erforschen suchen. Auf eine Antwort, auf eine Entschuldigung, auf eine Erfindung, auf Mittel und Wege studieren. Auf eine Predigt, auf eine Rede studieren. In den Propheten studieren, Sir. 39, 1. Ingleichen als ein Activum, eine Sache studieren, sie deutlich zu erkennen suchen. Ich studiere jetzt mein Herz mehr als jemahls. Die Gemüthsarten anderer studieren. Jemandes Mienen, Gebehrden studieren, ihre Bedeutung zu erforschen suchen. Das Mittelwort studiert, eine studierte Antwort, studierte Predigt, worauf man studiert hat, ist zwar sehr gewöhnlich, aber nicht sprachrichtig, weil man nicht sagt, eine Antwort, eine Predigt studieren, sondern auf eine Antwort oder Predigt studieren. 2. In engerer Bedeutung ist studieren, gelehrte Wahrheiten zu erkennen, Gelehrsamkeit zu erlangen suchen; als ein Neutrum. Den ganzen Tag studieren, auch der größte Gelehrte darf nicht aufhören, zu studieren, sich nach Wachsthum in der Erkenntniß gelehrter Wahrheiten zu bestreben. Für sich studieren. 3. In noch engerer Bedeutung ist studieren, sich den gelehrten Wissenschaften widmen, besonders so fern es auf Universitäten geschiehet. Seinen Sohn studieren lassen. Lust zum Studieren haben. Zu Leipzig, zu Göttingen studiert haben. Ingleichen, als ein Activum mit der vierten Endung der Wissenschaft. Die Theologie, die Rechte, die Arzneywissenschaft, die Weltweisheit, die Mathematik studieren; wofür man in einigen Oberdeutschen Gegenden sagt, in der Theologie u.s.f. studieren. Ein Studierender, welcher auf Universitäten Wissenschaften zu erlernen sucht, im gemeinen Leben ein Student. Der große Haufe pflegt auch wohl einen Gelehrten einen Studierten zu nennen. Auf einen Advokaten, auf einen Doktor u.s.f. studieren, sich die dazu nöthigen Wissenschaften auf Universitäten erwerben, ist nur im gemeinen Leben üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 469.
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