Stufe (2), die

[469] 2. Die Stufe, plur. die -n, Diminut. das Stüfchen, Oberd. Stüflein, die Absätze an einer Fläche vermittelst derselben hinauf oder hinab zu steigen, für das mehr Oberdeutsche Staffel. 1. Eigentlich, wo es nur von Flächen dieser Art gebraucht wird, daher die Sprossen einer Leiter nicht Stufen heißen, ob sie gleich im Oberdeutschen Staffeln genannt werden. Die Stufen einer Treppe.[469] Zehn Stufen hinunter fallen. Stufen in einen Berg hauen. Die Stufen zum Altar. Es gehen zehn Stufen zum Altar hinauf. 2. Figürlich, das steigende oder abnehmende Verhältniß, wo es doch nur von einem solchen Verhältnisse in einigen äußern Umständen üblich ist, dagegen das aus dem Lateinischen entlehnte Grad, und das Oberdeutsche Staffel, in einem weitern Umfange der Bedeutung üblich sind. Die Stufen des menschlichen Alters, S. Stufenjahr. Besonders von dem äußern Verhältnisse in der bürgerlichen Gesellschaft. Nach der höchsten Stufe der Ehre, des Ansehens streben. Welche wohl dienen, die erwerben ihnen (sich) selbst eine gute Stufe, 1 Timoth. 3, 13. zu einem höhern Amte. Sich der Armuth rechtschaffener Verwandten und der niedern Stufe schämen, auf der sie stehen, ist nicht blos Stolz; es ist zugleich Grausamkeit, Gell. Die Stufen der Erniedrigung und der Erhöhung Christi, in der Theologie, Begebenheiten derselben in Ansehung des steigenden Verhältnisses, in welchem sie auf einander gefolgt sind. Dagegen sagt man nicht, Stufen des Reichthumes, der Gesundheit, der Wärme, des Zornes u.s.f. sondern Grade. Doch haben einige Sprachlehrer die Grade der Beywörter Stufen zu nennen versucht, und in Stufengang wird es ohne Anstoß in weiterm Verstande gebraucht. In einigen Oberdeutschen Gegenden werden auch die Grade eines Zirkels Stufen genannt, wodurch vermuthlich Luther bewogen worden, die Abtheilungen an dem Sonnenzeiger Hiskiä, 2 Kön. 20, 9, gleichfalls Stufen zu nennen, ob es gleich im Hochdeutschen in dieser Bedeutung nicht gangbar ist.

Anm. Es stammet mit Staffel von dem veralteten Zeitworte stuson her, welches noch bey dem Ottfried für steigen, aufwärts gehen, vorkommt, und von welchem unser stapfen ein Intensivum ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 469-470.
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