Tüpfen

[723] Tüpfen und Tupfen, verb. regul. act. & neutr. im letztern Falle mit dem Hülfsworte haben, mit der Spitze eines Dinges stoßen oder berühren. Dupfen, tupfen und tüpfen, welche doch im Hochdeutschen nur selten gehöret werden, sind nicht ganz einerley, wovon der Grund theils in dem härtern oder weichern Mitlaut, theils in dem breitern u oder spitzigern ü liegt. Dupfen heißt mit einem stumpfen oder weichen Körper leicht anstoßen, oder berühren, tupfen setzt eine stärkere Berrührung, tüpfen aber nebst derselben ein spitzigeres Werkzeug oder einen spitzigern Theil eines Dinges voraus. Die Wundärzte dupfen mit angefeuchteter Baumwolle auf eine Wunde, sie bedupfen den Beinfraß mit Scheidewasser. Die Kupferstecher tupfen auf die hintere Seite der Kupferplatte, wenn sie mit dem Ballen der Hand darauf stoßen, damit sich der Firniß auf der polierten Seite fein eben ausbreite. Andere bedienen sich statt dessen eines Tupfballens, Franz. tampon. Man tüpfet oder tipfet jemanden, wenn man ihn mit der Spitze des Fingers, oder einem andern spitzigen Werkzeuge, anstößt. Tüpfeln ist davon das Iterativum.

Anm. Alle drey sind Nachahmungen des verschiedenen eigenthümlichen Schalles, daher man nicht eigentlich sagen kann, daß eins von dem andern abstamme. Für tüpfen gebrauchen die Niedersachsen tippen und stippen, welches letztere auch tunken bedeutet, die Engländer to tip, und die Schwed. tippa. Tappen bezeichnet eine weit gröbere Art des Berührens, wovon der Grund in dem breitern a und stärkern Blaselaut liegt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 723.
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