Träumen

[655] Träumen, verb. reg. act. & neutr. welches im letztern Falle das Hülfsworte haben erfordert. 1. Schlummern, in einem leichten Schlafe liegen, als ein Neutrum; eine im Hochdeutschen unbekannte Bedeutung, in welcher aber im Nieders. sowohl drömen, als das verkleinernde trömken, üblich sind. Mit einem andern Endlaute ist eben daselbst auch drusen üblich. 2. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, im Schlafe reden, und im weitern Verstande, verworrene Vorstellungen im Schlafe haben. Es wird auf eine doppelte Art gebraucht. (a) Als ein persönliches Zeitwort, mit der ersten Endung der Person, solche Vorstellungen im Schlafe haben. Man sagt, es träume jemand, wenn er im Schlafe redet. Ich habe diese Nacht viel geträumet, habe die ganze Nacht geträumet. Verhüllet im Dampf, vergraben in Federn, träumt er den Morgen vorbey, Zach. Am üblichsten ist es in dieser Gestalt, im figürlichen Verstande, verworrene Vorstellungen und Begriffe haben. Ich glaube, du träumst. Er träumt von lauter Glückseligkeit. Wenn sich die größten Geister so entsetzlich daran irrten, so heillos darüber träumten, Herd. (b) Als ein unpersönliches Zeitwort oder doch wenigstens in der dritten Person, mit der dritten Endung der Person. Demo daz traumet, Notk. Im traum ein traume swere, Stryck. Und ihm träumete, und siehe u.s.f. 1 Mos. 28, 12. Höret, was mir geträumet hat, Kap. 37, 6. Was ist das für ein Traum, der dir geträumet hat? V. 10. Gleichwie einem Hungrigen träumet, daß er esse, Es. 29, 8. Es hat mir nichts davon geträumt, auch figürlich, ich habe nichts weniger als das vermuthet. Es träumte mir, er wäre gestorben. Laß dir das nicht träumen, figürlich, stelle dir das nicht vor. Welche Beyspiele nebst der Analogie ähnlicher Zeitwörter[655] hinlänglich genug sind, zu beweisen, daß die vierte Endung, mit welcher dieses Zeitwort von manchen verbunden wird, es träumet mich, unrichtig und fehlerhaft ist. So auch das Träumen.

Anm. Im Oberd. traumen, im Nieders. drömen und drommen, im Schwed. drömma. Viele sehen es als eine Versetzung von dormire an, Casaubonus leitete es von δράμά, eine Fabel, ab, und Ihre von dem Celt. Drem, ein Gesicht, Erscheinung. Das letzte scheint allerdings damit verwandt zu seyn, kann aber nicht als das Stammwort angesehen werden. Es scheinet, daß träumen eine Nachahmung des unvernehmlichen leisen Redens im Schlummer ist, da es denn nach Abzug des Vorlautes zu reimen, rühmen, u.s.f. gehören, wenigstens, so wie sie, einen gewissen ähnlichen Laut nachahmen würde.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 655-656.
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