Traben

[634] Traben, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1. * Gehen, treten, mit dem Hülfsworte seyn, eine jetzt veraltete Bedeutung, welche indessen noch in einigen Gegenden üblich ist, wo man noch sagt, die Bedienten traben ihren Herren nach, für treten ihnen nach; dem Heere nachtraben, hinter dem Heere marschieren, daher noch die Zusammensetzungen Vortrab, Nachtrab, der vor oder nach dem Hauptheere marschierende Haufen. Eben daselbst sagt man auch prächtig einher traben, für treten. Daher war figürlich, hoch traben, hoch einher gehen, stolz einher gehen, und sich stolz betragen überhaupt.


Der darf so hoch nicht traben,

Der solchen Freunden dient, die ihm zu schaffen (zu befehlen) haben,

Opitz.


Wir haben noch davon das Mittelwort hochtrabend, für schwülstig, S. dasselbe. Werdt (wäret) ir darüber gemelig trapt, allmählich gegangen, Theuerd. Es ist in dieser Bedeutung eine unmittelbare Nachahmung des durch Auftreten verursachten Lautes, wovon das Intensivum trappen ist, und das Stammwort von Trabant. Treten ist davon nur im Endlaute unterschieden. 2. Laufen,[634] auch als eine Nachahmung des durch schnelles Auftreten im Laufen verursachten Schalles. 1) Im weitesten Verstande dieses Wortes, da es ehedem auch von Menschen für laufen gebraucht wurde, in welcher Bedeutung es aber veraltet ist. 2) In engerer Bedeutung von vierfüßigen Thieren, ohne Springen laufen, mit schneller abwechselnder Bewegung der Füße über das Kreuz den Ort verändern. Im Traben erhebt das Thier den rechten Vorder- und linken Hinterfuß, oder linken Vorder- und rechten Hinterfuß zugleich. Alle vierfüßige Thiere traben, wenn sie auf diese Art laufen.


Langsam trabet nunmehr der Hirsch mit stolzem Geweihe

Über die Heide zum Forst,

Zach.


Besonders von diesem schnellen Gange eines Pferdes, zum Unterschiede von dem Gehen im Schritte und dem Galoppieren. Das Pferd traben lassen. Ein Pferd trabet hoch, schwer, leicht. Ein Pferd, welches hoch oder schwer trabet, wird daher ein Traber oder Hochtraber genannt. Die starken Rosse traben daher, Jer. 47, 3. Ingleichen von dem Reiter, den Trab reiten, oder das Pferd den Trab gehen lassen. Der Reiter trabt.


Sie trabten langsam über manche steinichte Ebnen,

Zach.


Daher das Traben. S. auch der Trab.

Anm. In der zweyten Bedeutung in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter thraven, bey dem Stryker draben, im Nieders. draven und traffen, im Schwed. thrawfa, im Engl. to trap. Es ist in beyden Bedeutungen eine Nachahmung des Lautes. Schon Ottfried gebraucht das nahe verwandte drephan, für gehen, und unser treffen selbst hat davon noch einige figürliche Bedeutungen. Das Intensivum von traben ist trappen. Im Nieders. ist dravaljen, geschäftig hin und her laufen, welche Bedeutung das vermuthlich davon abstammende Franz. travailler, arbeiten, anfänglich gleichfalls hatte. Übrigens ist für traben auch trotten, noch mehr aber trottieren üblich, welches ein Intensivum von treten ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 634-635.
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