Traun

[656] Traun, eine Partikel, welche als ein Nebenwort der Versicherung, der Betheurung gebraucht wird, und entweder zu Anfang eines Satzes, oder auch nach einigen Worten stehet. Das Hebräische Volk ist traun nicht zu verachten, Judith 10, 20. Es ist traun wahr. Im Hochdeutschen ist diese Partikel in den gemeinen Sprecharten veraltet, obgleich die Niedersachsen sie noch haben, wo sie trouen lautet. Sie scheinet im Oberdeutschen, wenigstens in einigen Gegenden, am gangbarsten zu seyn. Gottsched und andere Sprachlehrer rechnen sie zu den Interjectionen; allein diesen Nahmen verdienet sie mit nicht mehrerm Rechte als wahrhaftig, ja, gewiß und andere versichernde Nebenwörter.

Anm. In dem Heldenbuche und bey dem Kaisersberg entrawen. Daß dieses Wort von trauen, oder vielmehr von Treu abstammet, ist wohl gewiß, obgleich die Form oder Ableitungsart noch ein wenig dunkel ist. Indessen hat man im Schwedischen eine ähnliche Partikel, welche trå lautet, aber mehr zu Verwünschungen gebraucht wird; trä mig! wofür der Deutsche Pöbel hohl mich! sagt; trå dig! hohl dich! Ihre glaubte, daß dieses trä ursprünglich der Nahme eines bösen Geistes sey, zumahl da der Teufel im Ißländischen noch jetzt Thraen und Tramen genannt werde. Ob dieses trå und unser traun einander zur Erläuterung dienen können, mögen andere untersuchen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 656.
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