Trefflich

[660] Trêfflich, er, -ste, adj. et adv. von dem Zeitworte treffen. 1. * Eigentlich, nehmlich, als ein Nebenwort; eine im Hochdeutschen unbekannte Bedeutung, in welcher die Niederdeutschen ihr dreplik gebrauchen. Es scheinet hier von treffen, den rechten Gegenstand berühren, abzustammen. 2. Einen hohen Grad der äußern Würde, des äussern Glanzes und Vorzuges habend. (1) Eigentlich. Eine treffliche Gesandtschaft, welche aus vornehmen und vielen Personen bestehet. Ein trefflicher Glanz. Ein treffliches Haus, ein prächtiges. Eine treffliche Schönheit. Eine treffliche Summe, Zach. 11, 13.


Nicht bloß mit Schein und Farben prangen,

Die nur der Pöbel trefflich heißt,

Haged.


(2) In weiterm und figürlichem Verstande. 1. Einen hohen Grad des innern Vorzuges, der innern Güte habend. Naemann, der Syrer, war ein trefflicher Mann vor seinem Herrn, 2 Kön. 5, 1. Ein trefflicher Verstand. Ein trefflicher Kopf. Eine treffliche Arzeney. Es hat mir trefflich gefallen. O, das ist trefflich! in einem hohen Grade vorzüglich. Die Munterkeit und Lebhaftigkeit[660] des weiblichen Charakters schickt sich trefflich zu dem Ernste des männlichen, Gell. Sich trefflich halten. 2. * Wichtig, eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, wofür daselbst triftig üblich ist. Eine ernsthafte und treffenliche Sache, Bluntschli. In den Niederdeutschen Gerichten waren drepelike Saken, ehedem wichtige Klagesachen, Criminal-Sachen. 3. In noch weiterm Verstande wurde es ehedem sehr häufig gebraucht, einen jeden hohen Grad, eine Intension zu bezeichnen.


Wie oft hat doch ihr Murren und Gelüsten

Ihn trefflich sehr erbittert in der Wüsten,

Opitz Ps. 78.


In welchem Verstande es zwar noch nicht veraltet ist, aber gemeiniglich nur im Scherze gebraucht wird, mit Anspielung auf den Begriff der vorzüglichen Güte. Trefflich saufen können. Jemanden trefflich ausprügeln. Du bist trefflich mit dem Maule. Man fing an, sie trefflich anzugaffen. Salmasius macht über diese Stelle einen trefflichen Wirrwarr, Less.

Anm. Im Oberd. treffenlich, im Nieders. dreplik, bedreplik, im Schwedischen, wo es aber aus dem Deutschen angenommen seyn soll, dråpelig, dräpelig, dreslig. Daß es von treffen abstamme, ist wohl gewiß, aber nicht so gewiß ist die Bedeutung dieses Zeitwortes, welche die Figur veranlasset hat. Wachter leitet es von treffen, taugen, tüchtig seyn, und erkläret trefflich durch tüchtig; allein zu geschweigen, daß die Bedeutung des Taugens noch unerwiesen ist, so ist in ihr kein Grund von dem hohen Grade der Tüchtigkeit zu finden, den trefflich in allen seinen Bedeutungen hat. Es ist auch nicht wahrscheinlich, daß trefflich aus vortrefflich oder dem alten übertrefflich verkürzt seyn sollte, indem jenes ohne Zweifel älter ist. Mir scheint es wahrscheinlicher, daß treffen in der Bedeutung des schnellen und heftigen Berührens ehedem besonders von den Lichtstrahlen gebraucht worden, das Auge schnell und heftig rühren, da denn der Begriff des Glanzes, des äußern Ansehens, der Stammbegriff seyn würde. Auf ähnliche Art ist prächtig von brechen, glänzen, gebildet. Übrigens wird trefflich im Hochdeutschen in allen den Bedeutungen, in welchen es noch üblich ist, nicht so häufig gebraucht, als das verlängerte vortrefflich, welches eigentlich einen noch höhern Grad bezeichnen sollte, aber gemeiniglich mit trefflich als gleich bedeutend angesehen wird. S. auch Triftig.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 660-661.
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