Trocknen

[687] Trocknen, eigentlich trockenen, verb. reg. welches in doppelter Gestalt gebraucht wird.

1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, trocken werden, d.i. die auf der Oberfläche habende Nässe oder Feuchtigkeit verliehren, so fern es durch Ausdünstung derselben geschiehet. Bey feuchtem Wetter will nichts trocknen. Die Gassen sind schon wieder getrocknet. Eine gescheuerte Stube trocknen lassen. In den zusammen gesetzten Zeiten kommt es seltener vor. S. Abtrocknen, Austrocknen, Eintrocknen, Vertrocknen.

2. Als ein Activum, trocken machen, d.i. die auf der Oberfläche befindliche Nässe oder Feuchtigkeit wegschaffen, es geschehe auf welche Art es wolle, durch Ausdünstung, Abwischung u.s.f. Die Sonne trocknet die Erde, Sir. 43, 3. Sie fing an, seine Füße mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, Luc. 7, 38. Jesus trocknete ihre Füße mit dem Schurz, Joh. 13, 5. Die Wäsche trocknen. Nasse Kleider an dem Feuer, an der Sonne trocknen. Kräuter an der Luft trocknen. Dieses Zeitwort beziehet sich auf die äußere Fläche, so wie dörren und darren auf das Innere.

Daher das Trocknen und die Trocknung, doch letzteres nur in der thätigen Bedeutung.

Anm. Die Endsylbe -nen zeiget, daß trocknen ein Iterativum von dem veralteten trocken ist, welches wiederum das Intensivum von dem gemeinen Obersächsischen treugen und Niedersächsischen drögen ist. Im Angels. ist das Neutrum von dem Activo verschieden; jenes lautet drugan, dieses drygan. Im Englischen lauten beyde dry. Im Oberdeutschen sagt man für trocknen auch truckeln.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 687.
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