Trollen

[689] Trollen, verb. reg. act. et neutr. im letzten Falle mit seyn und haben, welches eine Onomatopöie eines rollenden oder trollenden Lautes ist, und daher in allen den Fällen gebraucht wurde, in welchen dieser Laut statt findet. 1. * Eine Art widerwärtigen Geschreyes erheben, in welcher Bedeutung es nur in einigen gemeinen Sprecharten[689] vorkommt, in welchen trölen auch zanken, hadern ist; als ein Neutrum mit haben. Im Griech. ist θρυλλος, Gemurmel, und θρυλλιζειν, murren. Daher bedeutet ohne Zweifel im Schwed. trolla, behexen, bezaubern, nach dem mittlern Lat. incantare, Franz. enchanter, eigentlich beschreyen, berufen, und Troll, eine Hexe, ingleichen ein Gespenst. 2. * Hin und her wanken oder wackeln, eine veraltete Bedeutung, wovon Troll in Baiern für Troddel üblich ist. 3. Wälzen, einen schweren runden Körper durch Umdrehen fort bewegen, nur in einigen gemeinen Sprecharten, Nieders. trulen, Engl. to trowl, Französ. rouler, im Deutschen zuweilen auch rollen. Daher vermuthlich auch das in einigen gemeinen Mundarten übliche troll, groß; Trollbirn, eine große Birn, ein Trollmaul, ein großes herabhangendes Maul. Ob Troll, der Kamm an den Weintrauben, in einigen Gegenden, in andern Trapp, Grappe, auch hierher gehöret, kann ich nicht bestimmen. 4. Mit kurzen plumpen Schritten einher traben, eine Onomatopöie dieses Ganges, besonders auf einem hohlen Raume; als ein Neutrum mit seyn. In dieser Bedeutung ist es im gemeinen Leben noch sehr häufig, wo es gemeiniglich im verächtlichen Verstande für gehen gebraucht wird. Er kommt daher getrollt. Er ist fortgetrollt. Ingleichen als ein Reciprocum sich trollen, wo es zunächst eine Figur der vorigen Bedeutung zu seyn scheinet, sich gleichsam fortwälzen. Trolle dich! packe dich fort! Sich fortrollen.


Er trollte sich mit vielem Pochen, Hag. er machte sich fort.

So, daß sich Wirth und Gast urplötzlich trollen müssen,

Hag.


Die Jäger gebrauchen trollen noch in dem mehr eigentlichen Verstande für, kurz einher traben, da sie es denn sowohl von dem Wolfe als Hirsche gebrauchen. Der Wolf trollt, trabt. Im Englischen ist to troll, herum gehen, im Niedersächsischen aber Trulte, ein plumper Fuß.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 689-690.
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