Tummeln

[720] Tummeln, verb. regul. welches eine Nachahmung eines heftigen dumpfigen und ungestümen Lautes ist, und daher in mehrern, dem Anscheine nach sehr verschiedenen Fällen gebraucht wird. Es ist in doppelter Gestalt üblich.

I. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben. 1. * Im Gehen mit schwerem Kopfe von einer Seite zur andern wanken, als ein Intensivum von taumeln; in welcher Bedeutung es aber im Hochdeutschen fremd und nur in einigen gemeinen Mundarten gangbar ist. Nieders. tümeln, Engl. to tumble, Schwed. tumla. 2. * Einen Lärm, Getümmel verursachen. Und sind von dannen heraufgezogen mit Freuden, daß die Stadt tummelt, 1 Kön. 1, 45. Was tummelt und weinet ihr? Das Kind ist nicht gestorben, Marc. 5, 39. Auch in dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet, indessen stammen Getümmel und Tumult von derselben ab.

II. Als ein Activum, sowohl taumeln machen, als auch mit einem Getümmel heftig bewegen, doch nur noch in einigen besondern Fällen. 1. Jemanden tummeln, ihn sich heftig bewegen machen, besonders um ihn dadurch abzurichten. So tummelt man ein Pferd auf der Reitbahn, wenn man es im Kreise galoppieren lehret; wo doch dieses Wort nur im gemeinen Leben üblich ist, indem die heutige Reitkunst dafür ausländische Kunstwörter angenommen hat. Der Soldat muß getummelt und ausgearbeitet werden. Sich mit jemanden herum tummeln, sowohl sich mit ihm balgen, als andere heftige Bewegungen mit ihm vornehmen.


Drum tummle sich im Thal der Posse,

Wer sich nicht höher schwingen kann,

Gottsch.


Der Soldat tummelt sich um die Ehre. 2. Sich tummeln, ist auch so viel wie eilen, eigentlich sich heftig bewegen, seine Bewegungen beschleunigen. Tummle dich! Ich will mich tummeln, so viel ich kann. Tummle dich mit dem Essen, mache, daß das Essen fertig wird. So auch das Tummeln.

Anm. Im Nieders. gleichfalls tummeln. Es ist ein intensives Iterativum von einem veralteten tumen oder tumben, von welchem das Französ. tomber, fallen, das Angels. tumban, tanzen, springen, das Griech. θυμος, Wuth, und andere mehr abstammen; woraus denn wohl deutlich genug erhellet, daß der heftige dumpfige Laut der Stammbegriff ist. Im Engl. ist tumble hin und her werfen. S. auch Getümmel und Tumult.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 720.
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