Unfall, der

[846] Der Unfall, des -es, plur. die -fälle, von Fall, doch nur so fern es eine unerwartete Begebenheit, einen Zufall bedeutet, da denn Unfall einem günstigen oder angenehmen Falle entgegen gesetzet ist, und eine widerwärtige unglückliche Begebenheit bezeichnet. Es möchte mich ein Unfall ankommen, 1 Mos. 19, 19. Euer Unfall wird wie ein Wetter über euch kommen, Sprichw. 1, 27; euer Unglück. Es ist ihm ein Unfall begegnet. Einen Unfall befürchten. Sein Leben war weiter nichts, als ein Gewebe von Unfällen. Nie hat ein Unfall unsere Bäume verderbt, Geßn. Die Schmerzen, welche aus den Unfällen des Lebens auf uns eindringen, Gell. Zu Unfall kommen, Sir. 31, 6, ist nur noch in den gemeinen Sprecharten üblich, so wie der biblische Gebrauch, wo dieses Wort mehrmahls, als ein Abstractum von einem unglücklichen Zustande, für Unglück gebraucht wird, im Hochdeutschen größten Theils veraltet ist, daher auch das ehemahlige Bey- und Nebenwort unfällig, für unglücklich, daselbst nicht mehr gehöret wird. Die ältern Oberdeutschen Schriftsteller gebrauchten für Unfall, Ungefell. Un hat hier so wie in Unthier,[846] Unthat u.s.f. nicht bloß eine verneinende Bedeutung, sondern es bezeichnet etwas Widerwärtiges, Unangenehmes.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 846-847.
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