Unser (1)

[889] 1. Unser, die zweyte Endung des persönlichen Fürwortes wir. Gedenke unser im beßten. Erinnern sie sich noch unser? Man hat unser ganz vergessen. Unser aller Herr. Unser einer, Personen meines oder unsers Standes, von unserer Beschaffenheit oder Denkungsart, Leute, wie ich, wo es denn oft auch für das bloße ich gebraucht wird. Glauben sie denn nicht, daß unser einer auch sein Abentheuer hat?


Und unser einer macht dabey gar schlechte Sprünge,

Rost.


Anm. Es ist vermittelst der Ableitungssylbe er, von uns gebildet, welches in den frühesten Zeiten für wir üblich gewesen seyn muß. Ehedem lautete es eroro, daher heißt es noch bey dem Kero: unsero alla zala, unser aller Gefahr. Wenn aber noch einige Neuere diesen Genitiv, und den Genitiv euer von ihr, unsrer und eurer wachen, gedenken sie unsrer im Beßten, unsrer aller Vater: so ist solches eine offenbare Verwechselung.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 889-890.
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