Verändern

[987] Verändern, verb. reg. act. anders bestimmen, den Zustand eines Dinges ändern. Ein Testament, die Ordnung der Worte, eine Gewohnheit, seine Stimme verändern. Verändern sie die Sprache bey Julchen etwas, Gell. Ingleichen ein Ding an die Stelle des andern setzen. Seine Kleidung verändern, andere Kleider anlegen. Seinen Nahmen verändern, sich einen andern Nahmen beylegen. Seine Wohnung verändern, eine andere Wohnung beziehen. Sein Haus verändern, sowohl es anders machen, einrichten, als auch ein anderes Haus beziehen. Indessen ist in beyden Fällen in der thätigen Gestalt, das einfache ändern üblicher. Der Schneider ändert ein Kleid, ein Schriftsteller die Worte u.s.f.

Am häufigsten ist dieses zusammen gesetzte Zeitwort in Gestalt eines Reciproci, sich verändern, seinen Umständen, besonders der äußern Gestalt, nach, anders bestimmt werden. Man sagt, es habe sich jemand sehr verändert, wenn sich seine Gesichtsbildung, seine Gesinnung u.s.f. verändert hat. Der Wind hat sich verändert, eine andere Richtung genommen. Die Zeiten, die Moden verändern sich. Jemandes Farbe verändert sich, wenn er im Gesichte roth wird, wo man auch sagt, er verändere die Farbe. Im engsten Verstande ist sich verändern, theils sich verheirathen, ingleichen, obgleich seltener, seine Lebensart, seine Wohnung verändern.

Anm. Es ist entweder vermittelst der Partikel ver von dem Nennworte ander gebildet, S. Ver 2, oder auch noch wahrscheinlicher von dem Zeitworte ändern, da denn die Partikel ver nur mehr Thätigkeit in dasselbe bringen, oder auch eine Intension andeuten, und ein sehr merkliches, gänzliches ändern, bezeichnen würde, daher verändern auch eigentlich einen höhern Grad ausdruckt, als das einfache ändern. S. Ver 1 (h) und 5. Im mittlern Latein wird der Begriff durch exalterare ausgedruckt, ausändern, d.i. sehr ändern. Übrigens sind abändern und verändern allem Anscheine nach gleich bedeutend, indem ab und ver in den Zusammensetzungen häufig für einander stehen, auch einerley Stammbegriff der Entfernung haben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 987.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: