Verderben, das

[1013] Das Verderben, des -s, plur. inusit. der Infinitiv des vorigen Zeitwortes, als ein Hauptwort gebraucht,

1. Von dem Activo verderben, diese Handlung zu bezeichnen; in welchem Verstande es doch nur zuweilen im gemeinen Leben gebraucht wird. Das Verderben ist eine schlechte Kunst. In einigen Fällen ist dafür Verderbung üblich.

2. Von dem Neutro verderben.

(1) Der Zustand, da ein Ding verdirbt, oder verdorben ist, in allen Bedeutungen desselben. a. Der Zustand, da ein Ding zu seiner Bestimmung oder Absicht unbrauchbar, unfähig wird, aus einem guten Zustande in den entgegen gesetzten schlimmen geräth, wo es im eigentlichen Verstande nur zuweilen von leblosen Dingen gebraucht wird. Das Fleisch, die Früchte, den Wein, das Obst vor dem Verderben bewahren. Da das Wort hier sehr unbestimmt ist, so bedienet man sich in den meisten Fällen dafür lieber der bestimmtern Fäulniß, Verstockung u.s.f. Im moralischen Verstande, der Zustand, da man aus einem moralisch guten Zustande in den entgegen gesetzten schlimmern geräth oder gerathen ist, in welchem Verstande man in der theologischen Schreibart das Verderben des menschlichen Herzens, der menschlichen Natur kennet, wofür man doch, um der Zweydeutigkeit der folgenden Bedeutungen willen, lieber Verderbniß, noch mehr aber Verdorbenheit oder Verderbtheit gebraucht. Das natürliche Verderben, das Übergewicht der Sinnlichkeit über die obern Kräfte des Menschen. b. Der Zustand des höchsten Unglücks, sowohl im weltlichen als geistlichen Verstande, so fern dasselbe in der Zerstörung des Wohlstandes bestehet, Untergang, Tod, Verdammniß u.s.f. gleichfalls als ein sehr allgemeines und unbestimmtes Wort. In sein Verderben rennen. Der dein Leben vom Verderben erlöset, Ps. 103, 4. Sein Leben ins Verderben bringen, Sprichw. 6, 32. Jemanden in das Verderben stürzen. Nach dem Verderben ringen, Weish. 1, 12. Zu seinem Verderben in den Krieg gehen.

(2) Ein Ding, welches das Verberben eines andern befördert, daran Schuld ist, in dieser letzten Bedeutung. Sünde ist der Leute Verderben, Sprich. 14, 34. Das Spiel ist dein Verderben. Dieser Umgang wird einmahl deine Verderben seyn. Im gemeinen Leben auch der Verderb.

Anm. Der Plural ist völlig ungewöhnlich, obgleich Klopstock ihn gewagt hat: alle deine Verderben zogst du Ewiger an.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1013.
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