Verfertigen

[1033] Verfêrtigen, verb. regul. act. eigentlich völlig fertig machen, so daß ver eine intensive Bedeutung hat. Indessen wird es nur in weiterm Verstande gebraucht, als ein Werk der Kunst, im weitern Verstande, hervorbringen. Sowohl von körperlichen Werken. Der Schneider verfertigt ein Kleid, der Schuster ein Paar Schuh. Den Band eines Buches aus Leder verfertigen. Ein Gemählde, eine Bildsäule, eine Zeichnung verfertigen. Wo es oft als ein edlerer Ausdruck für das niedrigere machen, üblich ist, obgleich dieses in manchen Fällen nur allein gebraucht werden kann; z.B. Butter, Käse, Würste machen, nicht verfertigen. Auch in solchen Fällen, wo diese Hervorbringung ihr eigenes Zeitwort hat, ist das unbestimmtere verfertigen nicht üblich. Ein Haus bauen, eine Mauer führen, aufführen, einen Graben ziehen oder führen, einen Teich graben, einen Kranz winden u.s.f. nicht verfertigen. Als auch von Werken des Geistes, doch nur in einigen Fällen. Ein Gedicht, ein Buch, einen Aufsatz verfertigen.

So auch die Verfertigung.

Anm. Es wird jetzt nur von Werken der Kunst gebraucht, daher es in dem Verstande, worin es 2 Cor. 5, 9 vorkommt: daß sie voran zögen zu euch, zu verfertigen diesen zuvor verheißenen Segen, d.i. die versprochene Steuer zu sammeln und in[1033] Bereitschaft zu halten, sie fertig zu halten, ungewöhnlich ist. So fern fertigen auch verschicken bedeutet, ist verfertigen im Oberdeutschen auch verschicken, versenden. Güter, Waaren verfertigen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1033-1034.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: