Vermehren

[1090] Vermehren, verb. regul. act. mehr machen, der Zahl und Menge nach zunehmen machen. Die Einwohner einer Stadt, die[1090] Wörter einer Sprache vermehren. Sich vermehren, an Zahl und Menge zunehmen, besonders durch Fortpflanzung. Seine Familie hat sich seitdem vermehrt. Das Ungeziefer vermehrt sich unglaublich. Seine Einkünfte haben sich vermehret. Da das thätige Zeitwort noch sehr unbestimmt ist, so gebraucht man in solchen Fällen, wo mehr Bestimmung nothwendig ist, lieber das Nebenwort mehr mit einem näher bestimmenden Zeitworte. Mehr Truppen anwerben, mehr Gärten kaufen, mehr Häuser bauen, mehr Vieh schlachten u.s.f. für seine Truppen, seine Gärten, die Häuser, das Schlachtvieh vermehren; obgleich auch diese Ausdrücke nicht ganz ungewöhnlich sind. In vielen Fällen wird es auch von der Masse und Intension gebraucht für vergrößern, da denn die Fälle, wo solches geschehen oder nicht geschehen kann, bloß aus dem Gebrauche erlernet werden können. So sagt man, jemandes Besoldung, Ruhm, Glück, Unglück, Gewalt, Ansehen vermehren. Die Hitze vermehrt sich. Ingleichen von Empfindungen. Die Schmerzen vermehren sich. Jemandes Freude, Vergnügen vermehren. Vermehre den Gram, den Kummer des Verlassenen nicht.

So auch die Vermehrung.

Anm. Bey dem Notker fermeren, bey andern Oberdeutschen Schriftstellern nur mehren, so daß ver hier eine bloße Intension zu bezeichnen scheinet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1090-1091.
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