Verwenden

[1176] Verwênden, verb. irregul. act. S. Wenden, welches in verschiedenen Bedeutungen vorkommt. 1. So, daß ver eigentlich den Begriff der Entfernung hat. (1) Einem etwas verwenden, es[1176] ihm stehlen, eine veraltete Bedeutung, wofür jetzt entwenden üblich ist. (2) Wegwenden. Den Kopf verwenden, von einem Gegenstande wegwenden. Am häufigsten mit verneinenden Ausdrücken. Er verwandte kein Auge von mir, er wandte. Sie betrachtete mich von oben bis unten, ohne ein Auge zu verwenden. Jemanden mit unverwandten Augen ansehen. (3) Auf einen Gegenstand der Beschäftigung, der Bearbeitung wenden, wofür auch nur das einfache wenden üblich ist. Sein Geld auf das Bauen verwenden. Die auf den Prozeß verwandten Unkosten erstatten. Alle seine Kunst, vielen Fleiß auf etwas verwenden. Bey den Schwäbischen Dichtern bewenden, im Niederdeutschen gleichfalls verwenden. (4) Sich für eine Person oder Sache verwenden, seine Fähigkeiten und Kräfte zum Besten derselben anwenden. Sich dem Vaterlande zum Dienste verwenden, im Oberdeutschen. Sich für seinen Freund bey jemanden verwenden, eine Vorbitte für ihn bey demselben einlegen. 2. Umwenden. (1) Eigentlich, auf die andere Seite wenden, nur noch zuweilen im gemeinen Leben. Die Leinwand im Nähen verwenden, umwenden. Mit verwandter Hand, mit umgewandter Hand. Verwandte Schnitte, Nieders. verwend Brod, in einigen Gegenden, Semmelschnitte, welche in geschlagenen Eyern umgewandt und hernach mit Butter in einer Pfanne gebacken werden. Im Nieders. ist daher verwand so viel, als links. (2) * Figürlich, sich anders besinnen, wie man in ähnlichem Verstande auch sich umwenden, sich umkehren sagt. Sie verwandten sich und sprachen, er wäre ein Gott, Apost. 28, 6. Doch in dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet.

So auch die Verwendung, in allen Fällen des Zeitwortes.

Anm. Das Bey- und Nebenwort verwandt, welches gemeiniglich von diesem Zeitworte abgeleitet wird. S. an seinem Orte besonders.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1176-1177.
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