Verwinden

[1180] Verwinden, verb. irregul. act. (S. Winden.) 1. Von winden, torquere, unter einander winden, eine im Hochdeutschen seltene Bedeutung, wie verflechten. Was entzückt mehr, als die schöne Natur, wenn sie in harmonischer Unordnung ihre unendlich mannigfaltigen Schönheiten verwindet? Geßner. 2. Überwinden, vincere, so daß ver für über stehet; eine veraltete Bedeutung, in welcher es auch für überzeugen, überführen, gebraucht wurde. Man gebraucht es nur noch in engerm Verstande, ein Übel und dessen Folgen überstehen, wie verschmerzen. Er hat den Verlust, den Schaden noch nicht verwunden, sich noch nicht davon erhohlet. Den Fall werde ich Zeitlebens nicht verwinden, werde die Folgen davon Zeitlebens empfinden. Indessen kann es in dieser Bedeutung auch von dem alten winnan, noch Nieders. winnen, Schmerzen empfinden, bey dem Ulphilas winnan, abstammen, zu welchem auch unser Pein gehöret, so daß es mit verschmerzen im eigentlichsten Verstande gleichbedeutend seyn würde.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1180-1181.
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