Verzehren

[1186] Verzehren, verb. regul. act. durch Zehren alle machen, der Menge nach erschöpfen. 1. In engerm Verstande, so fern zehren, essen, fressen, ist, auf solche Art alle machen, wie die gemeinen aufzehren, aufessen, und das niedrige auffressen. Die Gäste verzehrten alle Speisen mit dem größten Appetite. Es ist schon verzehret. Was die Jünglinge verzehret haben, 1 Mos. 14, 24. Indessen ist es doch von Menschen nur im Scherze am üblichsten. Die Heuschrecken haben alles Getreide verzehret. Die Würme werdens verzehren, 5 Mos. 28, 39. Am häufigsten figürlich, den Werth eines Dinges durch Essen und Trinken erschöpfen. Sein Hab und Gut, sein Vermögen, das Seinige verzehren. In den Gasthöfen fragt man den Wirth, was man verzehret habe? Zehn Thaler verzehret haben. Zu dem Ende bittet ihr, daß ihrs mit euren Wollüsten verzehret, Jac. 4, 3. 2. In weiterm Verstande, durch allmählige Zerstörung der Theile vermindern und nach und nach zerstören. Besonders von dem Feuer. Von dem Feuer, von den Flammen verzehret werden. Aber auch von allen andern Dingen, welche eine nagende oder fressende Eigenschaft haben, und dadurch die Theile eines Ganzen auflösen, zerstören oder erschöpfen. Der Rost verzehret das Eisen. Die Hitze verzehret das Schneewasser, Hiob 24, 19. Von dem Fieber verzehret werden, abgezehret, ausgezehret. Von dem Grame, von den Sorgen verzehret werden. Ein verzehrendes Gift, ein verzehrender Gram. Das Herzeleid wird sie verzehren, Sir. 27, 33. Wachen verzehret den Leib, Kap. 31, 1. Erschöpft von Thränen und verzehrt von Seufzern. Inzwischen verzehret sich meine arme Julie, und ich verzehre mich über sie, Weiße. Mein Herz verzehrt sich längst in geheimen Klagen, eben ders.

So auch die Verzehrung, welches auch von einer Art der Krankheit gebraucht wird, welche auch unter dem Namen der Abzehrung, der Auszehrung bekannt ist, und von der Schwindsucht noch unterschieden wird.

Schon bey dem Notker verzeran, im Niedersächs. verteren, S. Zehren.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1186.
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