Vettel, die

[1191] Die Vêttel, plur. die -n, eine unzüchtige Weibsperson im verächtlichen Verstande. Eine liederliche Vettel. Eine alte Vettel, eine[1191] alte unzüchtige, oder unzüchtig gewesene Person. Daher altvettelisch, in der Deutschen Bibel, für altweibisch.

Anm. Die gemeine Meinung ist, daß dieses Wort von dem Lat. Vetula abstamme, welches freylich eine große Ähnlichkeit des Klanges, aber sonst auch nichts vor sich hat. Im Nieders. lautet dieses Wort Fiddel, wo es gleichfalls ein unzüchtiges Weibsbild bedeutet. Da nun der Begriff der Unzucht, nicht aber des Alters, in diesem Worte der herrschende ist, so ist glaublicher, daß die Ähnlichkeit mit dem Lateinischen bloß zufällig ist, und daß unser Vettel aus einer ganz andern Quelle herstammet; vielleicht von Fidel und fideln, eine Geige und geigen, welche Wörter in den niedrigen Sprecharten gleichfalls im unzüchtigen Verstande gebraucht werden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1191-1192.
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