Vornehmen

[1284] Vornêhmen, verb. irregul. act. S. Nehmen, vor sich nehmen, so daß vor die Bedeutung des Ortes hat, daher es von einigen sehr irrig fürnehmen geschrieben und gesprochen wird. 1. In[1284] mehr eigentlichem Verstande, eine Schürze, eine Serviette vornehmen, vor sich nehmen, an den vordern Theil des Leibes thun; am häufigsten im gemeinen Leben. 2. In etwas weiterer Bedeutung nimmt man eine Sache vor, wenn man sie vor sich nimmt, sich selbige unmittelbar gegenwärtig macht, sie genau zu besichtigen, zu untersuchen. Einen Aufsatz vornehmen, ihn zu untersuchen und zu verbessern. Eben so sagt man auch eine Person vornehmen, sie vor sich kommen lassen, entweder ihr einen Verweis zu geben, oder auch sie zu prüfen, zu examinieren. Wir wollen ihn deßhalb vornehmen. 3. Nach einer andern Figur nimmt man etwas vor, wenn man den Anfang macht, sich damit zu beschäftigen, es zur Wirklichkeit zu bringen, wodurch es sich sowohl von dem folgenden Reciproco, sich vornehmen, als auch von vorhaben unterscheidet. Man nimmt sich eine Reise vor, wenn man sie beschließt, man hat sie vor, wenn man die Anstalten dazu macht, man nimmt sie vor oder unternimmt sie, wenn man sie wirklich anfängt. Daß Israel nicht mehr solch Übel vornehme unter euch, 5 Mos. 13, 11. Er wird segnen, was du vornimmst, Kap. 15, 10. Eine Arbeit vornehmen. Die Prüfung seiner selbst vornehmen. Eine Untersuchung, Hinrichtung u.s.f. vornehmen. 4. Als ein Reciprocum, sich etwas vornehmen, es zu thun beschließen, wie sich vorsetzen. Ich hatte mir vorgenommen, ein Haus zu bauen, 1 Chron. 29, 2. Sich eine Reise vornehmen, sich beschließen. Ich habe es mir fest vorgenommen, ihn nie wieder zu sehen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1284-1285.
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