Währen

[1345] Währen, verb. regul. neutr. welches das Hülfswort haben bekommt, fortfahren zu existiren; da es denn auch den Accusativ der Zeit bekommt, ohne um deswillen zu einem Activo zu werden. Der Krieg währet noch. Die Predigt währet lange. Wie lange wird es noch währen? Der Tanz währete bis in die späte Nacht, währete die ganze Nacht durch. Unser Leben währet eine kurze Zeit. Ewig währen, viele Jahre währen. Es währete nicht lange, so ließ er mir sagen u.s.f. Es wird nicht lange mit ihm währen, in der vertraulichen Sprechart, er wird nicht lange mehr leben; ingleichen, er wird sich nicht lange mehr in dem gegenwärtigen Wohlstande befinden. Ewig währende Freuden. Ein immer währender Krieg. Währen beziehet sich zunächst auf die Zeit, dauern aber auf die unveränderte Beschaffenheit. Hingegen wird das Substantivum Dauer, und in manchen Fällen auch Zeitdauer anstatt der ungewöhnlichern das Währen und die Währung gebraucht.

Anm. Im Notker, Willeram u.s.f. uueren, im Nieders. waren. Im Schwed. ist vara, und im Isländ. vera, seyn; woraus erhellet, daß auch das Imperfect von unserm seyn, ich war, hierher gehöret. S. auch Werden. Der Infinitiv währen wird im gemeinen Leben häufig mit werden verwechselt. Es wird nicht lange werden, für währen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1345.
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