Walgen

[1362] Walgen, Walgern, Wälgern, verb. regul. act. welche nur im gemeinen Leben üblich sind, und hin und her rollen bedeuten, aber nur von weichen Körpern gebraucht werden können; z.B. wenn man den zu Nudeln bestimmten Teig mit den Händen auf einem Brete zu einer Art von Wurst rollet. In den Küchen hat man daher das Walgerholz, ein um einen Stock befindlicher Cylinder, den Teig damit auszudehnen, und zu einem dünnen Blatte zu walgen, oder zu walgern, welches auch das Treibholz genannt wird. In einigen Provinzen ist walgen ein unpersönliches Neutrum, welches von der Neigung zum Erbrechen gebraucht wird; es walget mir, ich empfinde Neigung zum Erbrechen; wo gleichfalls die wellenförmige Bewegung der Stammbegriff ist.

Anm. Walgern und Wälgern sind Iterativa von walgen. In diesem ist, wenn man die Endung des Infinitivi en abziehet, Wal der Stammbegriff, der eine kreis- oder wellenförmige Bewegung bezeichnet, und mit Welle nahe verwandt ist. Die weiche Art dieser Bewegung wird hier durch die Ableitungssylbe g angedeutet. Härtere Arten dieser Bewegung, oder diese Bewegung an festern Körpern, bezeichnen die Verba walken, wälzen, walzen, und zum Theil auch walten, S. diese Wörter. Auch wallen bezeichnet[1362] eine gewisse Art dieser Bewegung. In allen diesen Fällen wird der Hauptbegriff durch die Ableitungssylben g, k, l, t und z näher bestimmt. Im Theuerdanke kommt walgen für rollen oder wälzen vor. Neydelhart zu walgen über einen hohen Turn zu tall, Kap. 109.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1362-1363.
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