Warm

[1387] Warm, wärmer, wärmste, adj. et adv. ein Wort, welches überhaupt einen mittlern Grad derjenigen Empfindung ausdruckt, welche das Feuer und dessen Theilchen in uns erwecken, zum Unterschiede von heiß, einem höhern Grade, und kalt, der völligen Abwesenheit. 1. Eigentlich, sowohl diese Empfindung habend, nur als ein Adverbium. Man sagt, mir ist warm, mir wird warm, wenn man bey einem schnellern Umlaufe des Blutes diese Empfindung hat. Sich warm gehen, arbeiten u.s.f. Sich warm halten, sich vor Erkältung verwahren. Als auch, und zwar noch häufiger, diese Empfindung verursachend. Ein warmer Ofen. Das Zimmer warm machen. Warme Speisen. Etwas Warmes zu sich nehmen, d.i. warme Speise. Es wehet ein warmer Wind, es gehet eine warme Luft. Es ist warm, es wird warm, von der Witterung. Die Sonne scheinet warm. Da es denn in manchen Fällen auch wohl für heiß, ja selbst für glühend, gebraucht wird. Man muß das Eisen schmieden, weil es warm ist, d.i. glühend. Das Eisen warm machen, bey den Schmieden, glühend. Warmes Wasser, heißes. In weiterer Bedeutung auch von Kleidungsstücken, die äußere Kälte ab- und die natürliche Wärme beysammen erhaltend. Ein warmes Kleid, warme Handschuhe, warme Strümpfe. Sich warm anziehen. Warm sitzen, figürlich, sich in guten Vermögensumständen befinden. 2. Figürlich. (a) Von einem gewissen mittlern Grade lebhafter Empfindungen. Eine warme Einbildungskraft, warme Empfindung, warme Liebe, warme Zärtlichkeit, von angenehmen Empfindungen. Er ist weder kalt noch warm, wenn es ihm an dem verlangten Grade lebhafter Empfindung fehlet. Einem warm machen, ihm lebhafte Unruhe oder Furcht verursachen. Es wird mir warm um das Herz, wenn man lebhaftes Mitleiden, Liebe[1387] u.s.w. empfindet. Einem den Kopf warm machen, sowohl ihm lebhafte Unruhe verursachen, als auch ihn zu einem lebhaften Grade des Unwillens reitzen. (b) Für lebhaft überhaupt, von einem gewissen mittlern Grade der innern Stärke, doch nur in einigen einzelnen Fällen. Da ging es warm zu, von einem lebhaften Streite, Gefechte, Bestreben u.s.f. Ein warmer Tag, an welchem es warm oder lebhaft zugehet, auch wohl, ein heißer Tag.

Anm. Im Kero uuaram, bey dem Ottfried und Notker uuarmo, im Gothischen bey dem Ulphilas, im Niedersächsischen, Englischen und Schwedischen gleichfalls warm, welche Übereinstimmung ein hinlänglicher Beweis von dem hohen Alter dieses Wortes ist. Das Aeolische φερμος, das alte römische formas, und Persische Karm, welche alle warm bedeuten, sind genau damit verwandt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1387-1388.
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