Wehen

[1436] Wêhen, verb. regul. act. & neutr. im letzen Falle mit dem Hülfsworte haben, welches eigentlich von der gewöhnlichen Bewegung[1436] des Windes gebraucht wird. Der Wind wehet. Der Wind hat diese Nacht gewehet. Weil eben ein frisches Lüftchen wehete. Ingleichen von den Fahnen, wenn sie von dem Winde beweget werden. Die Fahnen wehen lassen. Auch als ein Activum. Der Wind hat allen Sand auf einen Haufen gewehet. Daher das Wehen.

Anm. Bey den alten Oberdeutschen Schriftstellern waien, im Niederd. weihen, bey dem Ulphilas waian, im Pohln. wieie, ich wehe, im Slavonischen witi, im Griech. άειν. Es ist eine unmittelbare Onomatopöie der von dem Winde bewegten Luft, daher sie in so vielen andern gewiß nicht verwandten Sprachen angetroffen wird, z.B. in der Patagonischen, wo Oui, der Wind ist. Unser Wind und das Lat. Ventus, sind davon gebildet, so wie wächeln, sächeln, und andere mehr.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1436-1437.
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