Weiland

[1454] Weiland, ein großen Theils veraltetes unabänderliches Bestimmungswort, welches in gedoppelter Gestalt gefunden wird. 1. Als ein Adverbium der vergangenen Zeit, für vor diesem, ehedem. Der uns weiland verfolgete, Gal. 1, 23. Wir waren auch weiland unweise, Tit. 2, 3.


Weiland war die Lieb ein Feuer, wärmen war ihr nützer Brauch,

Logau.


Es war weiland ein König. In dieser Bedeutung wird es außer der komischen Schreibart selten mehr gebraucht. Stumm saß ich da, wie weiland Daphnis felsigen Andenkens. 2. Als ein indeclinabiles Adjectiv, welches nur noch in dem Kanzel- und Kanzelley-Style üblich ist, und den Nahmen und Titeln vor kurzem verstorbener Personen vorgesetzet wird, wenn man ihrer auf eine feyerliche und rühmliche Art gedenkt, Weiland Kaiser Carl 6.[1454] Der weiland Durchlauchtigste u.s.f. Der weiland Hochedle u.s.f. Da es denn im Kanzel-Style auch von geringen Personen gebraucht wird.

Anm. In der ersten Bedeutung ist dieses Wort sehr alt, ob es gleich mehrmals mit veränderten Endsylben vorkommt. Im Ottfried lautet es wila, in dem alten Gedichte auf den heil. Anno wilen, bey den Schwäbischen Dichtern wilent, alle für ehedem, olim, welches Latein. Adverbium selbst damit verwandt zu seyn scheinet. Die Endsylbe ist dunkel, denn ob man gleich Spuren von einer alten Ableitungssylbe and hat, so ist doch diese nur gebraucht worden, Substantiva, nie aber Adverbia, zu bilden; daher es scheinet, daß and hier aus den adverbischen Ableitungssylbe -en entstanden, welche erst in end und dann in and verwandelt worden. Was die zweyte Bedeutung betrifft, so ist Wachters Muthmaßung, der es in derselben für das Participium des veralteten Verbi weilen, ruhen, (S. Weile,) hält, nicht unwahrscheinlich, welches dadurch bestätiget wird, weil weiland hier wirklich als ein Adjectiv, obgleich indeclinabel gebraucht wird, und man dafür in dem Kanzel- und Kanzelley-Style auch der in Gott ruhende u.s.f. gebraucht. Übrigens kommt das erste wilent, bey den Schwäbischen Dichtern auch mehrmahls für, eine Zeitlang, vor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1454-1455.
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