Weitläufig

[1473] Weitläufig, -er, -ste, adj. & adv. 1. Weit von einander entfernt; doch nur als ein Adverbium. Die Bäume stehen sehr weitläufig. Weitläufig schreiben, die Zeilen weit aus einander rücken. Besonders 2. von der Verwandtschaft. Weitläufig mit jemanden verwandt seyn, im Gegensatze des nahe. Ein weitläufiger Vetter. 3. Mit allen Umständen und Nebenbegriffen, umständlich. Ich werde dir nächstens weitläufiger schreiben. Sehr weitläufig seyn, viele Umstände, oder Umstände machen. Eine weitläufige Schreibart, wo man die Hauptbegriffe durch viele Nebenbegriffe und Bestimmungen von einander entfernet, auch wohl die Hauptbegriffe in mehrere schwächere auflöset. Die Weitläufigkeit ist zuweilen nothwendig; allein die Weitschweifigkeit ist allemahl ein Fehler.

Anm. Es ist von weit und laufen, in seinem Gange oder Laufe eine beträchtliche Weite umfassen. Gemeiniglich schreibt und spricht man es weitläuftig, welches denn zunächst von dem veralteten Lauft für Lauf gebildet ist. Allein, da das Stammwort[1473] nicht mehr gangbar ist, so sollte man billig auch das Abgeleitete der neuern richtigern Form nähern, so wie es auch in geläufig, beyläufig u.s.f. geschehen ist. Im Oberdeutschen ist dafür auch weitwendig und weitschichtig üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1473-1474.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: