Wellern

[1478] Wêllern, verb. regul. act. & neutr. Wellerarbeit verrichten, d.i. mit Lehm und Stroh kleiben; ingleichen auf eine solche Art verfertigen oder ausfüllen. Eine Wand wellern, die Zwischenräume zwischen dem Zimmerholze vermittelst der Wellerstöcke mit Lehm und Stroh ausfüllen. So auch das Wellern.

Anm. Dieses Wort ist mit seinen Zusammensetzungen vornehmlich im gemeinen Leben Ober- und Nieder-Sachsens üblich, denn im Oberdeutschen gebraucht man für wellern, so viel ich weiß, kleiben. Frisch leitet es von Welle her, weil man die Lehmmauern oben mit Reiswellen zu belegen pflege. Allein zu geschweigen, daß dieses nur selten geschiehet, so scheinet die Art der Arbeit vielmehr der Grund der Benennung zu seyn. Das Wellern der Wände und Decken bestehet eigentlich darin, daß Würste oder Wellen, d.i. Cylinder, von Lehm und langem Stroh um die Wellerstöcke geflochten werden. Ist es aber gewiß, daß, wie in dem Brem. Wörterb. versichert wird, in und um Bremen wellern so viel ist, als mit Kalk bewerfen, so müßte freylich eine andere Ableitung versucht werden, denn die eben daselbst auch von Welle angegebene, weil eine Wand vorher mit Ruthen oder Rohr benagelt werde, ist viel zu weit gesucht. Vielleicht stammt das Wort von Wall ab, so fern es eine Wand überhaupt bezeichnet, so daß wellern überhaupt eine Wand verfertigen, bedeuten würde.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1478.
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