Widerfahren

[1521] Widerfáhren, verb. irregul. neutr. mit dem Hülfsworte seyn; ich widerfahre, es ist mir widerfahren. Begegnen, im figürlichen Verstande, eine gewisse Veränderung von außen erfahren, sowohl von angenehmen als unangenehmen Veränderungen, mit dem Dativ der Person. Es ist mir ein großes Unglück, ein großes Glück widerfahren. Es widerfahren dem Menschen allerley Zufälle. Was ist dir widerfahren? Es ist mir oft widerfahren, daß u.s.f. ich habe es oft erfahren. Einem Gerechtigkeit widerfahren lassen, gerecht von ihm urtheilen, gerecht gegen ihn handeln. Was Recht ist, soll dir widerfahren.

Anm. Es liegt in diesem Worte eben derselbe Trope zum Grunde, als in begegnen, und dem Lat. obvenire; denn fahren und gefahren, wurden ehedem häufig für geschehen gebraucht. So fare iz, so geschehe es, Notker. Das wider druckt die Richtung aus, und zwar in der ehemahligen weitern Bedeutung, da es eben nicht allemahl einen Widerstand mit in sich schloß. Im Oberdeutschen war dafür ehedem auch widergéhen üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1521.
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