Wiede, die

[1530] Die Wiede, plur. die -n, in der Landwirthschaft, eine Art Bandes von gedreheten biegsamen und zähen Ruthen, z.B. von den Ruthen der Haseln, der Weiden, des Faulbaumes, u.s.f. So werden z.B. die Bäume in den Gärten mit Wieden an die Pfähle oder Spalliere gebunden. Daher heißt auch an den Ernte- und andern Wägen der breite eiserne Bügel mit zwey Ringen, in deren einem die Leiste, und in dem andern die Runge steckt, die Leiter daran zu hängen, die Wiede, weil sie an den gemeinen Bauerwägen eine wahre Wiede ist. Sonst wird sie auch der Leistbügel genannt. Ob die Wiede, ein an beyden Enden ausgezacktes Holz an dem Weberstuhle, und besonders an dem Kammblatte und den Tritten, einen ähnlichen Grund der Benennung hat, ist mir unbekannt.

Anm. Wiede ist ein sehr altes Wort, und bedeutete ehedem binden überhaupt. Schon bey dem Ulphilas ist withan, Engl. to with, binden. S. Weide, welches gleichfalls daher stammet. Das Lat. vieo, ich biege, Wend. viem, ist genau damit verwandt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1530.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: