Willkommen

[1550] Willkómmen, adj. & adv. 1. Bey der Ankunft angenehm, angenehm in Ansehung der Ankunft; da denn dieses Wort eine gewöhnliche Grußformel bey der Ankunft eines andern ist, und nur als ein Adverbium gebraucht wird. Willkommen! vollständiger, sey willkommen! sey mir willkommen! Seyd willkommen, liebliche Blümchen umher, gestern waret ihr Knospen, jetzt stehet ihr offen da, Gesn. Jemanden willkommen heißen, ihn mit diesem Gruß empfangen; in der anständigern Sprechart, ihn bewillkommen. 2. Der Gegenwart nach angenehm überhaupt. Am häufigsten auch als ein Adverbium. Wer was bringt, ist überall willkommen. Ein Mensch, welcher wegen seiner Höflichkeit überall willkommen ist. Seine Liebe würde bey zehn andern Damen willkommen seyn. Ich weiß, wie wenig willkommen guter Rath gemeiniglich ist. Aber auch nicht selten als ein Adjectivum. O willkommne Thränen, fließt! Weisse. Das war ihm eine willkommne Nachricht. Das erste willkommene Gesicht, das ich seit der Sonnen Aufgang gesehen habe, Weisse.

Anm. Diese Grußformel ist bey den Deutschen und allen mit ihnen verwandten Völkern schon sehr alt, daher das Wort in allen verwandten Sprachen, ja selbst in den meisten fremden Ländern, angetroffen wird, in welchen die Deutschen einigen Einfluß gehabt haben. Wis willechomen lieber man, sey willkommen, Strycker. Und hies sie willechomen sin, eben ders. Schon in dem alten Gedichte auf den heil. Anno ist willicumen, angenehm; im Schwäd. wålkomma. Im Angels. ist velcumiarr, willkommen heißen. Schon die Art der Zusammensetzung verräth das hohe Alter. Will ist hier nicht das Substantivum Wille, sondern das alte noch in einigen Niederdeutschen Gegenden übliche Adverbium will, angenehm, kommen aber scheint der Infinitiv zu seyn, und für Kunft, oder auch für das Participium gekommen zu stehen. Es erhellet solches aus dem mittlern Lateine, wo Bonventus, der Willkommen ist, d.i. ein Schmaus, bey der Ankunft einer angenehmen Person. Zwar lautet das Wort im Theuerdanke, willig khumen: Seyt mir hieher got willig khumen, Kap. 96, und den Theuerdank er willig khumen hieß, Kap. 85. Allein zu geschweigen, daß diese Form weit neuer ist, so scheinet sie eine bloße poetische Verlängerung zu seyn, obgleich auch willig ehedem die Bedeutung des angenehm gehabt haben kann.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1550.
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