Winken

[1563] Winken, verb. regul. welches auf gedoppelte Art vorkommt. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, kleine und schnelle Bewegungen machen. So nennet man in einigen Mundarten noch das schnelle Auf- und Zuschließen der Augenlieder winken, welches in andern Gegenden blinken, blinzen genannt wird. Eben daselbst ist ein Wink und Winker, eine solche einzelne Bewegung der Augenlieder. In dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen unbekannt. 2. Als ein Activum und in engerer Bedeutung, seinen Willen Statt der Worte durch eine Bewegung ausdrucken. Mit den Augen, mit dem Kopfe, mit dem Finger, mit der Hand winken. Du darfst nur winken. Die Person stehet im Dativ. Einem winken. Zuweilen auch mit dem Accusativ der Sache. Die Leute zusammen winken. Figürlich. Da dir nun die ermattete Natur zur Ruhe winkt, Schleg. eine ungewöhnliche Verbindung, weil dir hier nicht die grammatische Person, sondern die grammatische Sache, bedeutet, und daher im Accusative stehen sollte.


Siehe, die einsame Nacht winkt mit dem bleyernen Zepter

Ihrem düsteren Zug,

Zachar.


So auch das Winken. S. auch der Wink.

Anm. Schon bey dem Ottfried und Notker winken, winchen, im Nieders. wenken, im Angels. wincian, im Engl. to wink, im Schwed. wincka. Ihre, der in seinen sonst glücklichen Etymologien[1563] den Bau der Wörter nur zu oft vernachlässiget, leitet das Wort durch eine Versetzung der Buchstaben von dem Angels. becnian her; allein diese Besetzung ist sicher allemahl ein etymologisches Hirngespinst. Winken ist nach eben der Form gebildet, als wanken; das k ist das Merkmahl eines Intensivi, und die alte Wurzel, wen, wie, hat ohne Zweifel eine Bewegung, oder gewisse Art derselben bedeutet. Ehedem ging dieses Verbum irregulär, und im Oberdeutschen hat es diese Form noch, ich wunk, Particip. gewunken. Im Hochdeutschen ist die reguläre Form jetzt ohne Ausnahme üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1563-1564.
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