Woher

[1591] Woher, eine relative Partikel, von wo und her, für von welchem Orte her. Man gebraucht es: 1. Als ein Fragewort, sowohl nach dem Orte zu fragen, von welchem etwas ist. Woher ist er gekommen? Woher kommt der Wind?


Woher mein liebes Täubchen?

Woher des Landes?

Gleim.


Als auch nach der Quelle, aus welcher etwas her ist. Woher hast du das? Woher wissen sie das? Als auch nach der Ursache: Woher kommt es, daß der Fluß so aufschwillt? 2. Als ein bloßes Relativum, in den vorigen Bedeutungen. In Beziehung auf einen Ort. Ich weiß nicht, woher der Wind kommt. Auf eine Quelle, einen Ursprung. Wenn ich nur wissen sollte, woher er das hat. Ingleichen auf eine Ursache. Nun weiß ich, woher es kommt, daß u.s.f.

Anm. S. von dieser Zusammensetzung bey dem Worte her. Es wird diese Partikel, besonders im gemeinen Leben, sehr häufig getrennet, und das her zu dem Verbo gesellet, als wenn es damit verbunden wäre. Wo kommt er her? Ich weiß nicht,[1591] wo er herkommt. Wo hätte er sonst so viel Verstand her? Less. Was weiß ich, wo sich der Ring eigentlich herschreibt, eben ders. Wo nehmen sie die Geduld her? Gell. Wo wollte ich die Reisekosten hernehmen? eben ders. Ich glaube, wenn ein solches Verbum mit her ohnehin üblich ist, wie herkommen, hernehmen, herhohlen, u.s.f. da ist diese Trennung untadelhaft; wenn aber das Verbum in der Zusammensetzung mit dem her nicht üblich ist, wie bey haben, so läßt man die Partikel lieber ungetrennt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1591-1592.
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