Wonne (2), die

[1612] 2. Die Wonne, plur. car. die Freude, das Vergnügen, besonders ein hoher Grad derselben. Laß mich hören Freude und Wonne, Ps. 119, 111; und so in andern biblischen Stellen mehr. Man hatte das Wort im Hochdeutschen größten Theils veralten lassen, weil es von einem dunkelen Baue und mit Freude so ziemlich gleich bedeutend ist; allein die neuern Schriftsteller haben es ohne Noth wieder in den Gang gebracht, indem es bey seinem dunkeln Baue wenig mehr sagen kann, als Freude, dieses Wort auch noch nichts von seiner Würde verlohren hat, daß man nöthig hätte, es durch ein anderes zu ersetzen. Jammernd irr' ich an der Silberquelle, die uns lieblich Wonne zugerauscht, Wiel. Noch widerwärtiger und tadelhafter sind die in den neuern Zeiten damit gemachten Zusammensetzungen, Wonnetod, Wonnetag u.s.f.

Anm. Das Wort lautet schon von des Ottfrieds Zeiten an Wunn, Wunna. Schon die Form zeiget, daß es ein Intensivum ist, dessen einfachere Wurzel aber im Deutschen längst veraltet ist; indessen scheinet sie noch in den Möso-Gothischen wän, schön, Wen, ein Freund, Wen, eine Geliebte, wenas, lieben, vielleicht auch in dem Lat. bonus und Venus übrig zu seyn. Diese längst veraltete Beschaffenheit der Wurzel, welche selbst in keiner Ableitung im Deutschen mehr vorhanden ist, ist ohne Zweifel die Ursache, warum man dieses Wort veralten lassen, indem sich eigentlich kein Hauptbegriff mehr damit verbinden läßt, sondern aus der Form bloß der intensive Nebenbegriff üblich bleibt. Aus eben derselben Ursache sind auch Minne, beginnen u.s.f. veraltet. Verwandt sind damit das Schwed. una, unna, zufrieden seyn, ingleichen unna, wünschen, und Vän, ein Freund.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1612.
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