Zaudern

[1658] Zaudern, verb. regul. neutr. mit dem Hülfsworte haben, langsam seyn, da man eilen sollte, fehlerhaft langsam verfahren, zögern. Was zauderst du lange? Er hat lange genug gezaudert. Die Sache, welche dadurch aufgehalten wird, bekommt das Vorwort mit. Mit der Bezahlung, mit der Ausfertigung zaudern. So auch das Zaudern.

Anm. Im Nieders. taueln, welches doch in einigen Gegenden nur von der fehlerhaft langsamen und gedehnten Aussprache, in[1658] andern aber völlig, wie zaudern, gebraucht wird. Die Form zeigt schon, daß das Wort ein Iterativum, oder Intensivum ist, welches ein Primitivum zauden voraus setzet. Was dieses eigentlich bedeutet habe, ist unbekannt; gemeiniglich leitet man es von ziehen ab, von welchem das so ziemlich gleich bedeutende zögern unstreitig herstammet. Allein diese Ableitung ist doch zu sehr gewagt, und ungewiß, als daß man etwas darauf bauen könnte. Wenigstens hätte das Nieders. töwen, warten, und Schwed. Tof, Verzug, eben so viel Recht auf die Ehre, das Stammwort zu seyn. In den Provinzen hat man eine Menge Wörter, den Begriff des Zauderns mit allerley Nebenbegriffen auszudrucken. Dergleichen sind das Meißnische tempern, die Oberdeutschen und zum Theil auch Obersächsischen trändeln und trödeln, und die Nieders. talmen, tidellen, von Tüd, Zeit, tündeln, tändeln, nüsseln, von nusse, langsam, nälen, nuscheln, zörgen u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1658-1659.
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