Zeitung, die

[1680] Die Zeitung, plur. die -en. 1. * Die Witterung; eine längst veraltete Bedeutung, in welcher das Wort noch Apost. 14, 17. in einigen Ausgaben der Deutschen Bibel vorkommt. 2. Eine Nachricht von einer geschehenen Begebenheit; in der edlen Schreibart gleichfalls veraltet, und nur noch im gemeinen Leben gangbar. Bald ich viel neuer Zeitung erfar, Hans Sachs. Eine gute Zeitung bekommen, besser, Nachricht. 3. Eine periodische, gedruckte oder geschriebene Nachricht von den von Zeit zu Zeit vorgefallenen Begebenheiten; am häufigsten collective im Plural. Zeitungen lesen. Etwas in die Zeitungen setzen lassen. Politische, gelehrte Zeitungen. Daher der Zeitungsschreiber, edler, Zeitungsverfasser, der Zeitungsleser, Zeitungsträger u.s.f.

Anm. Im Nieders. Tidung, im Engl. Tidings, im Schwed. Tidningar, welche nebst unserm Zeitung nicht von Zeit abstammen, sondern von dem Angels. Verbo tidan, getidan, geschehen, sich zutragen, welches noch in dem Schwed. und Isländ. tida, in eben derselben Bedeutung, völlig gangbar ist; so daß Zeitung eigentlich eine geschehene Sache, eine Begebenheit, und figürlich die Nachricht davon bedeutet. Die Zeitungen in der zweyten Bedeutung sind eine Erfindung der neuern Zeiten. Die ersten regulären wöchentlichen gedruckten Blätter dieser Art erschienen um den Anfang des vorigen Jahrh. zu Venedig, und da jedes Blatt mit einer Gazetta, einer damals üblichen Scheidemünze, bezahlet ward, so bekamen sie in Italien den Nahmen der Gazetten, welchen auch Theophr. Renaudot behielt, als er 1631 zu Paris die erste Französische Zeitung heraus gab. Im Niederdeutschen heißen sie Avisen, von dem Franz. Avis.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1680.
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