Carl Heinrich Graun

[127] Carl Heinrich Graun, königl. Preußischer Kapellmeister, geb. 1701 zu Wahrenbrück in C. Sachsen, kam 1713 auf die Kreuzschule nach Dresden, wo er schon wegen seiner schönen Discant-Stimme beliebt wurde, und wurde 1725 nach Braunschweig an die Stelle des berühmten Hasse als Tenorist empfohlen. Hier zeichnete er sich durch seine Compositionen so wie durch seine schöne Stimme, besonders im Vortrag des Adagio, aus, wurde dann 1735 von dem damahligen Kronprinzen von Preußen nach Rheinsberg erbeten, bis er endlich 1740 bei der Thronbesteigung des Prinzen zum Kapellmeister ernannt wurde. Als er von hier aus zu Errichtung der Oper eine Reise nach Italien vornehmen mußte, erntete er selbst auch hier noch als Sänger ungetheilten Beifall ein. Nach seiner Zurückkunft componirte er ununterbrochen fürs Operntheater zu Berlin: nichts aber hat ihm wohl den Ruhm eines Meisters in seiner Kunst mehr erworben, als das so berühmte Ramlerische Oratorium, der Tod Jesu; ein Meisterwerk, das wohl unstreitig eine der ersten Kirchencompositionen bleiben wird, worauf die Deutschen stolz sein können. Die Nachricht von Grauns Tode, welcher [127] den 8. Aug. 1759 erfolgte, entlockte dem Könige von Preußen, damahls zu Dresden, Thränen und den Ausruf: einen solchen Sänger werden wir nie wieder hören!

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 127-128.
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