Düval Despremenil

[341] Düval Despremenil, ein ehemaliger Parlamentsrath zu Paris, der sich in den Streitigkeiten, welche die Parlamenter in den Jahren 1787 und 1788 mit den Ministern hatten, durch ungemeine Thätigkeit vorzüglich auszeichnete, und die Rechte der erstern gegen die letztern mit unerschütterlicher Standhaftigkeit vertheidigte. Den empfindlichsten Streich spielte er dem Principalminister Brienne, da dieser durch die Einführung des so genannten obersten Gerichtshofs ( cour plenière) alle Parlamenter im ganzen Reiche in einem Tage außer Thätigkeit setzen wollte. Despremenil verschaffte sich, mit Hülfe von 500 Louisdʼor, einen Bogen des Edicts aus der Druckerei, den man in einer hohlen Thonkugel verborgen hatte, weil alle Zugänge zu den Pressen mit [341] Soldaten besetzt waren. Mit diesem eilte er am 3. Mai 1788 in das Parlament; und alle Mitglieder protestirten im Voraus gegen die neuen Versuche des Despotismus. Der Minister wollte gegen das Parlament Gewalt brauchen, aber die Mitglieder riefen einstimmig: »wir sind alle Despremenils|« – Um blutige Scenen zu verhüten, stellte sich endlich Despremenil freiwillig zum Staatsgefangnen, wurde aber bald nachher des Arrestes wieder entlassen. Man wählte ihn wegen seines Patriotismus zum Mitglied der ersten Nationalversammlung; hier befriedigte er aber die gehofften Erwartungen nicht, sondern trat auf die Seite der aristokratischen Partei. Wahrscheinlich schmerzte ihn die gänzliche Auflösung der Parlamenter, bei denen er eine so wichtige Rolle gespielt hatte. Das Volk, welches ihn vorher enthusiastisch vergötterte, warf nun einen unauslöschlichen Haß auf ihn; und da er einst im Jahr 1792 auf den Terrassen der Thuillerien spatzieren ging, wurde er mit Säbelhieben tödlich verwundet. Er genas jedoch wieder, lebte darauf ganz eingezogen, mußte aber dessen ungeachtet den 22. April 1792 die Guillotine besteigen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 341-342.
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