Der Derwisch

[338] Der Derwisch, Derwysch, (a. d. Persischen, wörtlich: arm) ist in der Türkei die Benennung gewisser Personen vom geistlichen Stande, die nach gewissen Ordensregeln leben. Sie sind bei den Mahomedanern[338] eben das, was bei den Christen die Mönche sind, mit welchen sie auch viele Thorheiten gemein haben. Sie suchen ihren größten Ruhm in Fasten und sonderbaren Ceremonien, nehmen ein heiliges Ansehen an, und setzen sich oft durch Wein der einigen Classen derselben erlaubt ist), Opium und andre starke Getränke in eine so überspannte Begeisterung, daß man sie für toll ansieht. Je weiter es ein Derwisch in dieser Raserei gebracht hat, desto heiliger erscheint er in den Augen des Volks. Sie leben zum Theil in Klöstern zusammen; viele derselben leben aber auch einzeln. Aus ihnen, so wie aus den Imans und Emirs, ebenfalls gottesdienstlichen Personen, werden die Prediger gewählt. Sie haben allenthalben, selbst bei den Tafeln der Vornehmsten, in der Türkei freien Zutritt. Bei den Arabern führen diese Mönche den Namen Fakir.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 338-339.
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