Der Pantalon oder Pantaleon

[355] Der Pantalon oder Pantaleon, ist ein musikalisches Instrument in Form eines Cimbals oder so genannten Hackebrets, aber vier Mahl größer und weit besser eingerichtet. Es hat neun bis zehn Fuß in der Länge, und wird wie jenes, d. h. mit zwei mit Tuch überzogenen Klöppeln, tractirt; es hat auf beiden Seiten Resonanzböden, wovon der eine mit Draht- oder Stahl-und Messing-Saiten, der andere mit Darm-Saiten bezogen ist. Uebrigens sind wie beim Clavier alle mögliche harte und weiche Tonleitern darauf befindlich; es hat auch denselben Umfang in den Octaven, und bringt einen so rauschenden Ton hervor, daß es den größten [355] Saal ausfüllt. Den Namen hat dieß Instrument von seinem Erfinder Pantaleon Hebenstreit (gebürtig aus Eisleben), der zugleich einer der stärksten Geiger seiner Zeit war, sich um 1697 in Leipzig als Tanzmeister aufhielt, 1706 als Kapell-Director und Hof-Tanzmeister zu Eisenach, und 1708 als Kammermusicus zu Dresden lebte. Ein Hackebret, das er während seines Aufenthalts auf dem Lande in der Dorfschenke hörte, brachte ihn auf die Idee, dieß Instrument zu vervollkommnen, und nach und nach auf die Erfindung jenes neuen Instruments, mit dem er sich zuerst in Leipzig hören ließ, und hier sowohl als auch nachher an mehrern Orten außerordentliches Aufsehen machte. Ludwig XIV. benannte i. J. 1705 dieses Instrument nach dem Taufnamen des Erfinders, welcher letztere auch zu Paris mit großen Geschenken überhäuft wurde. In Wien erhielt derselbe eine goldene Kette mit des Kaisers Bildniß. – Gegenwärtig scheint dieß Instrument in Vergessenheit zu gerathen; und der einzige noch lebende Virtuos darauf ist ein Schüler von Hedenstreit, Georg Noelli, Meklenburg-Schwerinscher Kammermusicus.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 355-356.
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