Japan

[262] Japan, (Dschapan) das östliche Reich in Asien, besteht aus einer großen (Nipon) und mehrern kleinern Inseln in dem großen Ocean, welcher in dieser Gegend ungemein stürmisch und voll Klippen und Untiefen ist. Das ganze Reich enthält über 8600 Quadratmeilen und fast 17 Millionen Einwohner. Das Clima ist sehr ungleich; der Sommer ist heiß und der Winter sehr kalt: Gewitter, Orkane und Erdbeben sind nicht selten. Der gebirgige und felsige Boden wird mit bewundernswürdigem Fleiße angebaut. Zu den vorzüglichsten Producten rechnet man Getreide, Reiß, Baumwolle, Seide, Thee, Südfrüchte, Gartengewächse, Gold, Silber, vortreffliches Kupfer, Edelsteine und Campher; [262] auch giebt es mancherlei Seethiere und Geflügel. Die Einwohner, bloß Japaner, welche olivenfarbig und von untersetztem Wuchse sind, zeichnen sich durch Reinlichkeit Fleiß und Geschicklichkeit aus, und sind in Künsten und Wissenschaften, so eingeschränkt auch ihre Kenntniß der letztern an sich ist, fast weiter als alle Asiatische Nationen. Sie verfertigen schöne seidne und baumwollene Zeuge, Stahlarbeiten, Porzellan und andere künstliche Sachen. Ihre Häuser sind von Holz, aber niedlich, und die Städte sehr volkreich. Sie haben ihre eigne Religion (eigentlich drei Haupt-Religionen), welche mit der Chinesischen des Kon-fu-tse einige Aehnlichkeit hat, und eine ziemlich wohlklingende Landessprache. Mit dem Auslande ist fast alle Verbindung abgeschnitten; nur mit den Chinesen und Holländern findet einiger Verkehr Statt, der jedoch vielen Einschränkungen unterworfen ist. Der Handel ist meisten Theils inländisch. Die Regierung des Landes ist unter mehrere kleine Fürsten vertheilt, die jedoch der unumschränkten Oberherrschaft des Kuba Soma, oder Kaisers, unterworfen sind, welcher zu Jeddo (die Hauptstadt des Reichs mit ungefähr 1 Million Einwohner) residirt. Der Dairo Soma, der Japanische Papst, besorgt die geistlichen Geschäfte, und hat seine Residenz zu Miako. Japan wurde 1542 von den Portugiesen entdeckt; aber unkluge Bekehrungssucht machte diese so sehr verhaßt, daß sie nicht nur gänzlich daraus vertrieben wurden, sondern auch zur Errichtung eines Inquisitions-Gerichts Veranlassung gaben, welches jede Uebung der christlichen Religion auf das strengste bestraft.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 262-263.
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