Leonhart Euler

[398] Leonhart Euler, der berühmteste Mathematiker der neuern Zeit, war 1707 zu Basel geboren, genoß daselbst den Unterricht des großen Johann Bernoulli, erhielt schon in der frühern Jugend die Stelle eines Adjuncts und dann eines Professors an der Akademie zu Petersburg, und starb hier 1783 als Director der mathematischen Classe derselben. Man bewundert nicht nur seine außerordentlich ausgebreiteten Kenntnisse und Entdeckungen im Fache der Mathematik, Astronomie, Mechanik, Naturlehre und anderer Wissenschaften, sondern auch seinen beispiellosen Fleiß. Er schrieb weit mehr als Voltaire; einer der fruchtbarsten neuern Schriftsteller; und Hirsching zählt in der von ihm in seinem Handbuche aufgestellten Biographie 45 größere Werke und 681 Abhandlungen, die aus seiner Feder flossen. Selbst das Unglück, in seiner Jugend das eine, und im Alter auch das andere Auge zu verlieren, konnte ihn von seinem unermüdeten Studiren nicht im geringsten abhalten. Zur Lectüre für Ungelehrte verdienen besonders seine vortrefflichen Briefe an eine Deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände der Naturlehre empfohlen zu werden. Sein Gedächtniß war so ungeheuer, daß er die ganze Aeneide des Virgil auswendig wußte, und die größten Rechnungen ohne Hülfe des Schreibens machen konnte. Bei aller Gelehrsamkeit war der große Mann ganz anspruchlos, der unterhaltendste Gesellschafter und ein Muster von Rechtschaffenheit.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 398.
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