Perikles

[388] Perikles, einer der berühmtesten Staatsmännes des alten Athens, ein Schüler des Anaxagoras. Er hat sich um den Atheniensischen Staat, ungeachtet er demselben auch hin und wieder beträchtlichen Nachtheil zuzog, dennoch die erheblichsten Verdienste erworben. Durch eine bewundernswürdige Beredsamkeit, durch Feldherrntalente, Ueberlegenheit des Geistes und Menschenkenntniß erwarb er sich in der genannten Republik, welche damahls nach Ueberwindung der Perser ihre höchste politische Große erreicht hatte, allgemeine Hochachtung und Liebe Er bahnte sich besonders nach dem Tode seines Nebenbuhlers, des großen Cimon, vorzüglich durch die Vortheile, die er dem Volke vermittelst [388] der Einschränkung des höchsten Gerichts und seiner Regenten verschaffte, und durch beständige Popularität und Freigebigkeit den Weg zur höchsten Gewalt, die er während seines ganzen Lebens mit dem größten Ruhme verwaltete, ohne jedoch den Namen eines Beherrschers zu führen. Er schlug mehrere Feinde der Republik, und eroberte Samos. Wissenschaften und Künste begünstigte er mehr, als je einer seiner Landsleute gethan hatte. Athen erreichte unter ihm den größten Flor seiner Handlung und Industrie; Philosophie, Dichtkunst, Theater, zeichnende und bildende Künste wurden mit unglaublicher Schnelligkeit auf einen hohen Gipfel gehoben: Bildsäulen, Gemählde, Palläste und Kunstwerke aller Art zierten die Stadt; und Athen wurde unter ihn der Sitz der Humanität und feinern Lebensart. Allein alles dieses erschöpfte die Staatscassen; die zu schnelle Umwandelung des Volks erzeugte Luxus, Sittenverderbniß und Schwächung des politischen Uebergewichts: endlich stürzte die Verstärkung der Volksgewalt das Ansehen der Gesetze und verursachte viele Zerrüttungen. Kurz vor Perikles Tode entstand überdieß der Peloponnesische Krieg, der von ihm großen Theils zur Demüthigung der herrschsüchtigen Spartaner unternommen wurde, und sich erst spät, mit dem gänzlichen Verfall Athens, endigte. Die Liebe des Perikles zur Aspasia hat zu mancherlei Verläumdungen dieses großen Mannes Anlaß gegeben. Er starb 429 vor christlicher Zeitrechnung.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 388-389.
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