Salpeter

[39] Salpeter: Diesen Namen führen die Neutralsalze, die durch Sättigung der Salpetersäure mit den Laugensalzen entstanden sind. Der gemeine oder prismatische Salpeter, der aus der Vereinigung dieser Säure mit dem Gewächs-Langensalze entspringt, hat besonders diese Benennung erhalten. Dieser hat einen [39] kühlend-salzigen, scharfen Geschmack und einen bitterlichen Nachgeschmack. Er schießt in schönen, großen Krystallen von sechsseitiger, prismatischer Gestalt an, mit gestreiften Seitenflächen und sechsseitig-pyramidalischen, gemeiniglich schräg abgestumpften, Endspitzen. Sie lösen sich zwar im Wasser leicht auf, verwittern aber an der Luft nicht und zerfließen auch nicht.

Man findet natürlichen Salpeter in Indien, wo man ihn von den Steinen und Erden abkehrt und Kehrsalpeter nennt; durch Auflösung im Wasser, Durchseihen und Anschießen wird er gereinigt. In Spanien wird dergleichen auch gefunden. In Sicilien soll man ganze Salpeterhöhlen gefunden haben. In niedrigen und feuchten Behältnissen, z. B. Kellern, Küchen, Ställen, die vor Regengüssen gesichert sind, bereitet die Natur an den Mauern den unvollkommenen Kalksalpeter in größerer Menge. Auf Salpetersiedereien errichtet man in dieser Absicht Wände oder Haufen von Wasserschlamm, kalkhaltigem Lehm, Bauschutt, Gassenkehricht, ausgelaugter Asche etc. und begießt sie von Zeit zu Zeit, damit sie immer feucht erhalten werden, mit Urin, Mistjauche oder Wasser, auf welchen sich beim Zutritt der freien Luft nach völlig beendigter Fäulniß ein ähnlicher erdiger Salpeter erzeugt, der hernach von der Erde befreiet und in Vermischung mit Holzasche und Kalk durch Wasser ausgelaugt und eingesotten wird, wobei sich die Säure mit dem zugesetzten Laugensalze verbindet und als gemeiner Salpeter krystallisirt. Durch wiederholtes Auflösen, Einsieden, Abschäumen und Krystallisiren wird er geläutert und ist käufliches Product.

Am häufigsten wird der Salpeter zur Bereitung des Scheidewassers und des Schießpulvers angewendet. In der Arzneikunst wird er zur Reinigung der Luft und als ein harntreibendes, heruhigendes und kühlendes Mittel gebraucht.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 39-40.
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