Sthenie

[393] Sthenie – Asthenie: diese Worte (aus dem Griechischen, wo jenes Kraft, Stärke, dieses Schwäche bedeutet), welche in der Arzeneikunde durch das Browusche System zuerst Eingang gefunden, haben mit diesem zugleich sehr bedeutende Aufmerksamkeit erregt. Es mag hier genug sein, ohne gerade die Browusche Theorie näher zu berühren, eine bloße Andeutung zu geben: weitläuftige Entwickelung ist hier ohnehin nicht zu erwarten. – Das Leben des Thieres ist ein erzwungener Zustand. Der Organismus ist begabt mit einer gewissen Summe von Erregbarkeit: diese aber ist verschieden nach der Verschiedenheit der Gebilde (Organe) des ganzen Organismus. Wenn diese Erregbarkeit durch innere oder äußere Reitze in Thätigkeit versetzt wird, so entsteht das Product, was wir Leben nennen. Zum gesunden Leben gehört, daß die Summe der Erregbarkeit den Reitzen angemessen sei. Ist der Grad des Reitzes zu schwach, um eine gehörige Regung zu bewirken, so entsteht Asthenie, und im entgegrngesetzten Falle Sthenie (oder, wie man wohl richtiger sagen möchte, Hypersthenie). Die Asthenie nun ist zweierlei: ist der Reitz der Erregbarkeit zu schwach, entsteht nicht Erregung genug, so ist es directe Asthenie; ist hingegen die Reitzung für die Summe der Erregbarkeit zu stark, so entsteht Hypersthenie: es wird zu viel Erregbarkeit consumirt, und dadurch entsteht indirecte Asthenie.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 393.
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