Acre

[9] Acre, Accon, St. Jean dʼAcre, eine Stadt an der syrischen Küste, mit einem vormals treflichen Hafen (der aber durch einen gewissen Fakardin mit den Trümmern der Gebäude ausgefüllt und unbrauchbar gemacht wurde), welche in der ältern Zeit unter dem Namen Ptolemais, und auch nachher zu den Zeiten der Kreuzzüge unter dem jetzigen Namen in einem blühenden, volkreichen Zustande war, hat seit der Einnahme der Sarazenen im dreizehnten Jahrhundert zwar sehr verloren, wozu die elende türkische Verfassung freilich sehr viel noch beitrug; allein bei der für den Handel so äußerst vortheilhaften Lage hat dieser Ort seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts, wo er sich etwas von der türkischen Botmäßigkeit losmachte, trotz der mancherlei politischen Unruhen dennoch wieder angefangen, so sich zu erholen, daß schon gegen Ende des gedachten Jahrhunderts an 30,000 Einwohner sich hier befanden. Die Straßen sind zwar äußerst enge, aber die öffentlichen Gebäude sehr schön; Getreide und Baumwolle, Seide und Reis, welche in der Gegend erzeugt werden, machen den stärksten Handelsgegenstand von Acre aus. Kurz, man bestrebt sich, auf alle Art den Ort immer mehr und mehr wiederherzustellen; und gleich vor Ausbruch der Französischen Revolution waren noch hier sechs Französische Comtoirs unter einem Consul, nicht minder ein Wiener und ein Petersburger Agent, auch ein Holländischer und ein Englicher Consul. In der neuesten Zeitgeschichte hat Acre einen Ruf dadurch erhalten, daß hier der Engländer Sidney Smith [9] 61 Tage lang sich wider Bonaparte behauptete, nachdem dieser bei seinem berühmten Syrischen Feldzuge alle die übrigen Plätze erobert hatte. (s. den Art. Syrien, V. 475.)

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 9-10.
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