Bauchredner

[91] Bauchredner nennt man solche Personen, die durch Uebung und durch ihre Organe und Körperbau unterstützt, sich eine Fertigkeit erworben haben, durch Hinunterdrückung der Stimme in den Schlund Töne oder auch Worte auf so eine Art hervorzubringen, daß die Anwesenden glauben müssen, der Schall komme nicht von jenen, sondern von einer ganz andern Gegend her. Wenn solche Personen diese Fertigkeit auf einen hohen Grad gebracht haben, so läßt sich an ihnen nicht einmal eine Bewegung des Mundes wahrnehmen. Ein Genfer, Comte, der seit ein paar Jahren in der Schweiz und in Frankreich mehrere Proben seiner Kunst abgelegt hat, soll unter den bis jetzt bekannt gewordenen Bauchrednern der vorzüglichste sein. Von ihm erzählt man so manche belustigende Anekdoten, daß er dadurch allgemeine Aufmerksamkeit und Bewunderung erregt hat So fuhr er (im J. 1807) mit der Postkutsche nach Grenoble. Die Reisegesellschafter hören auf einmal Stimmen von Spitzbuben, die ihnen zurufen, stille zu halten. Sie erschrecken, langen Geld hervor, um sie zu befriedigen: Comte nimmt es in Empfang, händigt es anscheinend den Spitzbuben ein; und da sie im nächsten Wirthshaus endlich anlangen, stellt er jedem sein Geld wieder zu, indem er ihnen erklärt, daß Er es einzig und allein gewesen sei, der ihnen jenes Schrecken und dieses Geld ausgepreßt habe.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 91.
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