Daniel Niklaus Chodowiecky

[210] Daniel Niklaus Chodowiecky, geboren zu Danzig 1726, war, als der Sohn eines Kaufmanns, zur Handelschaft bestimmt, wobei ihm sein Vater, der selbst auch malte, im Zeichnen den ersten Unterricht gab. Nach des Vaters Tode kam er 1743 zu seinem Oheim nach Berlin, der auch Kaufmann war, und dem jungen Menschen die Emailmalerei lernen ließ, indessen eine Taute, Madam Ayrer, eine geschickte Miniaturmalerin, ihn auch in dieser Kunst zu bedeutenden Fortschritten aufmunterte. Dennoch fehlte ihm noch vieles, was den Künstler bilden muß; und als er bei einem Kupferstichhändler (Haid) nun erst akademische und andere Zeichnungen sah, und auch von diesem selbst hörte, wie ein Künstler studiren müsse, da faßte er, von innerem Kunstfeuer angefacht, 1754 den Entschluß, die Handlung aufzugeben, arbeitete nun ganz und anhaltend in dieser Kunst, machte Bekanntschaft mit Meil, Rode, le Sueur u. a., malte Portraite in Miniatur, fand Beifall, und machte nun auch (1758) den ersten Versuch im Radiren. Ueberhaupt hatte Chod.. zusammen 950 Nummern gestochen. Er verfertigte mehrere kleine Blätter, ätzte dergleichen auch während des siebenjährigen Kriegs (z. B. die gefangenen Russen), und ward so nach [210] und nach der Stifter einer neuen Kunstgattung in Deutschland, nemlich: der Darstellung moderner Figuren mit einer Wahrheit der Physiognomie, einer Lebhaftigkeit des Ausdrucks und einer mit strenger Hinsicht auf sittliche Verbesserung verbundenen gutmüthigen Laune, welche in ihrer Art einzig blieb. Wer kennt nicht seine Kupfer zu Basedows Elementarwerke, zu Lavaters Physiognomik, zu Sebaldus Nothanker (1. Ausg.) und zu so vielen Romanen und zahllosen Almarachen, die vielleicht blos seinen Verzierungen den Absatz verdankten! Freilich widmete er dadurch seine beste Zeit allen diesen Arbeiten von kleinerem Format; allein es giebt auch größere – wenn gleich nicht so viel – und trefliche Blätter von ihm, worunter die Familie Calas (Les Adieux de Calas), die er vorher selbst in einem höchst vollendeten Oelgemälde schon aufgestellt hatte, und was er nun selbst auch ätzte, den ersten Platz einnimmt. – Lange schon hatte er die Stelle eines Vicedirectors der Akademie der bildenden Künste zu Berlin begleitet, als er 1798 an Rodeʼs Stelle nun wirklicher Director ward, als welcher er im J. 1801 am 9. Febr. starb. Auch seine Biederkeit und sein Edelmuth werden eben so hoch gesetzt, als sein thätiger Fleiß, der schon im J. 1796 auf 700 Nrn. gefertiget hatte, welche über 3000 Blätter ausmachen. Kein Wunder, daß Sammler mit einer großen Begierde darnach haschten, obgleich auch mancher kleine Betrug damit vorging.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 210-211.
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